In der trockensten Wüste der Welt, der Atacama-Wüste in Chile, türmen sich bergeweise Second Hand Kleider und unverkaufte Kleidungsstücke auf, wie zahlreiche Nachrichtenagenturen berichten [1].
Eigentlich soll die gebrauchte und unverkaufte Kleidung aus Europa und Nordamerika in Chile nur einen Zwischenstopp einlegen, um dann in ganz Lateinamerika weiterverkauft werden. Etwa 59.000 Tonnen dieser Kleidung kommt jährlich in einem Hafen im Norden Chiles an.
Ein Teil der Kleidung wird von Kleiderhändler aus der Hauptstadt Santiago gekauft, ein anderer Teil wird in andere lateinamerikanische Länder geschmuggelt. Doch der größte Teil, mindestens 39.000 Tonnen, landen auf Müllhalden in der Wüste und bleiben dort.
Ein Problem dabei ist, dass die Kleidung durch den enorm hohen Anteil an Synthetik kaum biologisch abbaubar ist. Ein anderes Problem sind die giftigen Chemikalien, die bei der Herstellung der Kleidung verwendet werden und noch immer in der Kleidung stecken. Wegen dieser Giftstoffe verweigern die städtischen Mülldeponien die Annahme dieser Kleidung.
Bis die Kleidung von der Natur biologisch zersetzt ist, dauert es bis zu 200 Jahre. In dieser Zeit gelangen die Schadstoffe in die Umwelt und verschmutzen diese.
Nicht nur in der chilenischen Wüste, sondern auch am Rande von Accra, der Hauptstadt Ghanas, wachsen durch unsere gespendeten Altkleider die Kleider-Müllberge [2]. Etwa 15 Millionen gebrauchte Kleidungsstücke aus Großbritannien, Europa, Nordamerika und Australien erreichen wöchentlich den lokalen Bekleidungsmarkt. Die Fast Fashion-Marken tragen mit ihrer Überproduktion besonders zu diesen gigantischen Mengen bei.
Fast die Hälfte der Kleidung ist von so schlechter Qualität, dass sie sofort aussortiert wird und auf einer Deponie landet. Nur ein Teil der Kleidung, die in Accra in großen Containern mit Kleider-Ballen ankommt, ist qualitativ gut genug, um auf Westafrikas größter Second-Hand-Kleiderbörse verkauft zu werden. Erst nach dem Öffnen der Kleider-Ballen zeigt sich, welche Qualität die Kleidung hat. Ein Großteil ist häufig zerrissen, fleckig oder die Knöpfe fehlen. Die unbrauchbare Kleidung landet dann auf informelle Mülldeponien.
Tropische Stürme spülen große Mengen der Kleidung von den Deponien in die Abwasserkanäle, wo sie diese verstopfen und Überschwemmungen verursachen. Die Kleidungsstücke, welche noch weiter gespült werden, gelangen ins Meer. Dort verfangen sie sich im Plastikmüll oder sinken auf den Meeresboden, wo sie sich ineinander verwirren und als lange Stoffketten an Land zurück gespült werden.
Was können wir also tun?
> Weniger Kleidung kaufen und Kleidung länger tragen.
> Beim Einkauf auf das Material achten. Mischgewebe lässt sich schlecht recyceln.
> Anmelden zu einem Upcycling-, Nähkurs o. ä., um alte Kleidung weiter zu verwenden.
> Freund*innen und Familie darüber informieren, wie viel Müll Fast Fashion produziert.
> Bei Mode-Marken erkundigen, was sie tun, damit weniger Kleidung produziert wird und Kleidung besser recycelt werden kann.
> Bei Abgeordneten des Bundestages und des EU-Parlamentes nachfragen, welche Maßnahmen sie gegen den Altkleidermüll ergreifen.
Eindrückliche Fotos und weitere Infos zur Kleiderwüste in Chile findet ihr auf: Chile’s desert dumping ground for fast fashion leftovers | Gallery News | Al Jazeera
oder Warum sich in der Atacama-Wüste Kleiderberge bilden (theworldnews.net).
Unter The Environmental Disaster that is Fuelled by Used Clothes and Fast Fashion | Foreign Correspondent – YouTube gibt es eine 30-minütige Dokumentation über die Altkleider in Ghana.