Der Export von Altkleidern aus Europa gerät zu Recht immer mehr in die Kritik. Getarnt unter dem Mantel der „Wohltätigkeit, des „Recycling“ oder ganz aktuell der „Kreislaufwirtschaft“ lagern Länder des Globale Nordens die Folgen ihres Überkonsums in Länder des Globalen Südens aus. Altkleider, aber auch Textilabfälle oder überproduzierte Ware wird zu Massen in Länder, wie Tansania oder Kenia geliefert. Das Ende der Lieferkette, die endgültige Entsorgung der Kleidung, wird dorthin verschoben und auf Grund fehlender Infrastruktur, türmt sich dort die Kleidung, wird offen verbrannt oder verstopft Flüsse.
Nun hat auch Greenpeace einen Bericht (Vergiftete Geschenke) veröffentlicht, der Rechercheergebnisse aus Tansania und Kenia zusammen fasst. Dabei kommen sie zu dem Schluss: Altkleiderexporte werden oftmals zur Entsorgung von Plastik-Textilmüll in den Ländern des Globalen Südens missbraucht. Das Geschäft der Händler*innen vor Ort wird immer weniger profitabel – etwa 30 bis 40% der eingeführten Kleidungsstücke können nicht mehr verkauft werden. Der Grund für den steigenden Müllanteil ist vor allem Fast Fashion und der damit einhergehende große Anteil an Kleidungsstücken aus Polyester. Die Kleidung auf den Müllbergen verrottet nicht und stößt beim offenen Verbrennen giftige Gase aus. Viola Wohlgemuth (Greenpeace) sagt “Internationale Konzerne haben diese Länder zur Müllkippe ihrer linearen Geschäftsmodelle gemacht” und spricht sich für einen Exportverbot von Textilmüll aus. Nur der Export von Altkleidern, die tatsächlich als tragbare Kleidung wiederverwendet werden können, sollte erlaubt sein. Greenpeace plädiert zudem für eine erweiterte Herstellerverantwortung nach Verursacherprinzip: Das heißt, die*der Hersteller*in trägt die Kosten für die in der gesamten Lieferkette verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden, unabhängig von der geografischen Lage des Schadens.
Der Bericht befürwortet außerdem die neue EU-Textilstrategie, welche Nachhaltigkeit zum Standard machen soll. Eine geringere Angebotsbreite sowie bessere Reparatur- und Recycling-Möglichkeiten, längere Produkthaltbarkeiten, transparentere Informationen zu den Produkten, verbindliche Regelungen und Anforderungen bezüglich wichtiger Aspekte wie der Textilproduktion und dem Transport von Textilabfällen gehören zu den Maßnahmen dieser Strategie. Greenpeace fordert darüber hinaus, die Erweiterung um eine Strategie, welche zur Entgiftung der Textilversorgungskette beiträgt und den Ausstieg aus der Verwendung synthetischer Fasern.
Um den Auswirkungen der Berge an Textilmüll entgegenzuwirken, haben Designer*innen und Organisationen vor Ort bereits kreative Lösungsansätze gefunden.
Anne Kiwia aus Tansania entwirft unter dem Label „Every Queen deserves a crown“ – „Jede Königin verdient eine Krone“ aus den gebrauchten Textilien Stirnbänder und trägt somit auch zum Empowerment von Frauen bei.
In Kenia upcycelt das Design-Unternehmen Suave Jeans-Textilmüll in Taschen und Rucksäcke.
Diesen innovativen Ansätzen sollten sich europäische Unternehmen anschließen und zu einer kreislauffähigen Textilwirtschaft beitragen!
Quellen:
Report: Vergiftete Geschenke (greenpeace.de)
ANNE KIWIA | Headbands Crafted For Queens | Made in Africa
Suave Kenya – An up-cycling bag company